Akupressur und Shiatsu für Budokas, Kampfsportler, Beruf und Alltag,
am 24.05.2014, in Bayreuth

Akupressur und Shiatsu -  eine weitere Sternstunde in der Veranstaltungsreihe der IAWO, die die themenreiche Vielfalt der jährlichen Lehrgänge unterstreicht und die Kompetenz dieses Verbandes in Sach- und Spezialthemen über den Kampfsport hinaus aufzeigt. Entsprechend hoch war das Interesse und die Erwartungshaltung der Teilnehmer, die aus dem In- und Ausland zu diesem Lehrgang am 24.05.2014 angereist waren.

Dies liegt nicht nur an dem besonderen Thema, sondern auch an der herausragenden Persönlichkeit des Referenten. Mit dem Verbandspräsidenten Wolfgang Gröger, 13. DAN (Menkyo Kaiden Kagyo Happo Hiken) Shihan Bujinkan Budo-Taijutsu (Japan), Shihan 12. DAN Goshin-Taijutsu (IAWO) und Inhaber weiterer hoher Graduierungen konnte diesem hohen Anspruch in besonderem Maße Rechnung getragen werden. Neben dem Kampfsport und vielfältigen anderen Themen beschäftigt sich der Diplom-Ingenieur und ehemalige Technische Vizedirektor der Universität Bayreuth seit etwa 25 Jahren intensiv mit alternativen Heilmethoden.

Altchinesische Heilkundige und Philosophen erforschten schon sehr früh die Krankheiten der Menschen. Aufbauend auf den taoistischen Lehren entwickelte sich ein Heilsystem, das sich grundlegend von der westlichen Medizin unterschied. Nach Auffassung dieser chinesischen Heilkunde ist das freie und ungehinderte Fließen der Lebensenergie Chi (chin.) oder Ki (jap.) oftmals wichtiger als das ordnungsgemäße Funktionieren von Organen, Muskeln, Nerven und Knochen. Diese Energie zirkuliert ständig in geschlossenen Bahnen, den Meridianen, im Körper und an der Körperoberfläche. Diese chinesische Heilkunst ist eine der ältesten und bewährtesten natürlichen Heilmethoden und auch als Akupunktur und Akupressur (Punkt-drücken) bekannt. Ein neueres System ist das Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte japanische Shiatsu, das neuere Erkenntnisse der westlichen Medizin enthält und somit eine modifizierte Lehre zur chinesischen Heilmethode darstellt. Der Soke des Budo-Taijutsu, Großmeister Dr. Masaaki Hatsumi Sensei (Japan), lehrt ein auf den historischen Grundlagen basierendes System mit Namen Amatsu Tatara aus Hichi Buko Goshin Jutsu.

Neben den allgemeinen Grundlagen wurde zunächst der Aufbau der fernöstlichen Heilkunst auf dem Prinzip des Yin-Yang (chin.) oder In-Yo (jap.) behandelt; ausgehend davon, das eine Minderung des körperlichen und/oder geistigen Wohlbefindens erfolgt, wenn das Gleichgewicht dieser polaren Kräfte gestört ist, da die einander ergänzenden und entgegenwirkenden Kräfte ständig ein Gleichgewicht anstreben. Viele Erscheinungsformen und Kräfte des Kosmos, in der Natur und im Menschen werden daher nach Yin / In und Yang / Yo unterschieden.

So sind nach diesen Prinzipien auch die menschlichen Organe den Meridianen zugeordnet. Die chinesischen Heilkundigen fanden 12 Hauptverbindungsleitungen (Meridiane) spiegelbildlich auf beiden Seiten des Körpers, differenziert nach den Organen (10 Meridiane) und der Funktion (2 Meridiane) zugeordnet und je zur Hälfte (5 Organ- und 1 Funktionsmeridian) einerseits Yin und andererseits Yang zugehörig sind. Die untereinander verbundenen Meridiane bilden als Ganzes ein zusammenhängendes Energiesystem (Meridianumlauf), das die Gesundheit von Körper und Geist aufrechterhält.

Die meisten relevanten Akupressurpunkte liegen entlang dieser Meridiane. Man kommt hier mit relativ wenigen Punkten aus, welche in der Regel mit der Kuppe des Zeigefingers, des Mittelfingers oder des Daumens akupressiert werden.

Den Lehrgangsteilnehmern wurden anschaulich die 12 Hauptmeridiane mit Verlauf, Funktionen und Symptomen dargestellt, auf Sonder-, Neben- und Muskelmeridiane eingegangen, die verschiedenen Punktarten (Harmonisierungs-, Beruhigungs-, Spezialpunkte usw.) und ihre Wirkung vorgestellt, das Finden der Behandlungspunkte beschrieben sowie geübt und die Methoden (Grifftechniken: Drücken, Teilen, Schieben, usw.) sowie die Grundregeln der Akupressurtechnik erläutert. Das Finden der Behandlungspunkte wurde zudem in großzügigem zeitlichem Rahmen von den Teilnehmern praktisch geübt.

Nach den allgemeinen Hinweisen folgten Behandlungsbeispiele für den Alltag, geordnet nach Indikation/Punkt/Technik (z.B. bei Zahnschmerzen, Müdigkeit, Nervosität, Gelenkbeschwerden, usw.) und speziell bei Verletzungen im Sport, Beruf und Alltag (Krämpfe, Schwellungen, Zerrungen, Verstauchungen, usw.), aber auch gegen Lampenfieber vor Wettkämpfen, Prüfungen, Auftritten oder Präsentationen sowie die Zuordnung der Punkte zu den einzelnen Punktarten. Ferner wurde die proportionale Messung über das Cun-Maß (Körperzoll) erklärt. Präventive und behandelnde Übungen für bestimmte Körperpartien (Nacken, Knie-gelenke, Schulter, Rücken, usw.) wurden auch erläutert und geübt.

Sowohl Akupressur als auch Shiatsu sind Techniken für eine ganzheitliche Gesundheit. Mit diesen Möglichkeiten werden nicht die Anzeichen einer Krankheit, sondern die Krankheit selbst behandelt. Die Lebensenergie Chi kann an den Druckpunkten entlang der Meridiane durch Akupressur und Shiatsu gesteuert werden. Wolfgang Gröger wies jedoch deutlich darauf hin, dass Akupressur zwar bei vielen Alltagsbeschwerden eingesetzt werden kann, aber im Zweifel immer ein Arzt konsultiert werden sollte (insbesondere bei Schwangeren, Osteoporose- und Arthrose-Patienten, Menschen mit Herz- Kreislaufproblemen etc.).

Ausgestattet mit weitreichenden Unterlagen, begleitet von einem begeistertem Applaus für einen hervorragenden Referenten und der Erkenntnis, einen gelungenen Tag verbracht zu haben, endete der Lehrgang am späten Nachmittag mit der Vorfreude der Teilnehmer auf die kommenden Lehrgänge der IAWO mit unterschiedlichen und interessanten Themenbereichen.

 

Joachim Schweitzer  Joachim Schweitzer Shihan  8. DAN

IAWO Fachgruppenleiter Eskrima

(Mitglied der IAWO e.V.)

Einige Impressionen vom Lehrgang