Bericht:
Akupressur und Shiatsu
 für Budokas, Kampfsportler, Beruf und Alltag,
am 23.05.2015, in Bayreuth


Vorne links Wolfgang Gröger, rechts Patrick Schneider

Das erfolgreiche Seminarkonzept des Verbandes IAWO und der Budo Akademie Bayreuth gründet sich auf seine besondere Themenvielfalt, die die Kompetenz des Verbandes in Sach- und Spezialthemen über den Kampfsport hinaus aufzeigt. So gehören neben Seminaren für verschiedene asiatische und europäische Kampfkünste und Kampfsportarten, ob selbstverteidigungs-, breitensport- oder wettkampforientiert, ob waffenlos oder mit unterschiedlichen Waffen, auch andere diesen Sport und seine Geschichte begleitende Themen zum Seminar- und Lehrgangsangebot.

Das Seminar Akupressur und Shiatsu -  ist somit ein Highlight in der Veranstaltungsreihe der IAWO für jeden Interessierten, der sich mit alternativen Heilmethoden beschäftigt oder beschäftigen will und unterstreicht zudem die hohe Kompetenz des Verbandes in Sach- und Spezialthemen. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung der Teilnehmer, die zu diesem außergewöhnlichen Lehrgang am 23.05.2015 angereist waren.

Als Referent und Seminarleiter für dieses Thema kam nur einer in Frage:  Mit Dipl.-Ing. Wolfgang Gröger, Verbandspräsident der IAWO, 15. DAN (Menkyo Kaiden Kagyo Happo Hiken) Shihan / Bujinkan Budo-Taijutsu (Japan), Soke 12. DAN Goshin-Taijutsu (IAWO) und Inhaber weiterer hoher Graduierungen konnte diesem hohen Anspruch in besonderem Maß Rechnung getragen werden. Wolfgang Gröger  -  eine herausragende Persönlichkeit, die sich neben dem Kampfsport und vielfältigen anderen Themen  seit etwa 30 Jahren intensiv mit alternativen Heilmethoden beschäftigt.   

Altchinesische Heilkundige und Philosophen erforschten schon sehr früh die Krankheiten der Menschen. Aufbauend auf den taoistischen Lehren entwickelte sich ein Heilsystem, das sich grundlegend von der westlichen Medizin unterschied. Nach Auffassung dieser chinesischen Heilkunde ist das freie und ungehinderte Fließen der Lebensenergie Chi (chin.) oder Ki (jap.) oftmals wichtiger als das ordnungsgemäße Funktionieren von Organen, Muskeln, Nerven und Knochen. Diese Energie zirkuliert ständig in geschlossenen Bahnen, den Meridianen, im Körper und an der Körperoberfläche. Diese chinesische Heilkunst ist eine der ältesten und bewährtesten natürlichen Heilmethoden und auch als Akupunktur und Akupressur (Punkt-drücken) bekannt. Ein neueres System ist das Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte japanische Shiatsu, das neuere Erkenntnisse der westlichen Medizin enthält und somit eine modifizierte Lehre zur chinesischen Heilmethode darstellt. Der Soge des Budo Taijutsu, Großmeister Dr. Masaaki Hatsumi Sensei (Japan), lehrt ein auf den historischen Grundlagen basierendes System mit Namen Amatsu Tatara aus Hichi Buko Goshin Jutsu.

Neben den allgemeinen Grundlagen wurde zunächst der Aufbau der fernöstlichen Heilkunst auf dem Prinzip des Yin-Yang (chin.) oder In-Yo (jap.) behandelt; ausgehend davon, das eine Minderung des körperlichen und / oder geistigen Wohlbefindens erfolgt, wenn das Gleichgewicht dieser polaren Kräfte gestört ist, da die einander ergänzenden und entgegenwirkenden Kräfte ständig ein Gleichgewicht anstreben. Viele Erscheinungsformen und Kräfte des Kosmos, in der Natur und im Menschen werden daher nach Yin und Yang unterschieden.

So sind nach diesen Prinzipien auch die menschlichen Organe den Meridianen zugeordnet. Die chinesischen Heilkundigen fanden 12 Hauptverbindungsleitungen (Meridiane) spiegel-bildlich auf beiden Seiten des Körpers, differenziert nach den Organen (10 Meridiane) und der Funktion (2 Meridiane) zugeordnet und je zur Hälfte (5 Organ- und 1 Funktionsmeridian) einerseits Yin und andererseits Yang zugehörig sind. Die untereinander verbundenen Meridiane bilden als Ganzes ein zusammenhängendes Energiesystem (Meridianumlauf), das die Gesundheit von Körper und Geist aufrechterhält.

Die meisten relevanten Akupressurpunkte liegen entlang dieser Meridiane. Man kommt hier mit relativ wenigen Punkten aus, welche in der Regel mit der Kuppe des Zeigefingers, des Mittelfingers oder des Daumens akupressiert werden.

Den Lehrgangsteilnehmern wurden anschaulich die 12 Hauptmeridiane mit Verlauf, Funktionen und Symptomen dargestellt, auf Sonder-, Neben- und Muskelmeridiane eingegangen, die verschiedenen Punktarten (Harmonisierungs-, Beruhigungs-, Spezialpunkte usw.) und ihre Wirkung vorgestellt, das Finden der Behandlungspunkte beschrieben sowie geübt und die Methoden (Grifftechniken: Drücken, Teilen, Schieben, usw.) sowie die Grundregeln der Akupressurtechnik erläutert. Das Finden der Behandlungspunkte wurde zudem in großzügigem zeitlichem Rahmen von den Teilnehmern praktisch geübt.

Nach den allgemeinen Hinweisen, bei Behandlung mit Akupressur, folgten Behandlungsbeispiele für den Alltag, geordnet nach Indikation /Punkt / Technik (z.B. bei Zahnschmerzen, Müdigkeit, Nervosität, Gelenkbeschwerden, usw.) und speziell bei Verletzungen im Sport, Beruf und Alltag (Krämpfe, Schwellungen, Zerrungen, Verstauchungen, usw.), aber auch gegen Lampenfieber vor Wettkämpfen, Prüfungen, Auftritten oder Präsentationen sowie die Zuordnung der Punkte zu den einzelnen Punktarten. Ferner wurde die proportionale Messung über das Cun-Maß (Körperzoll) erklärt. Präventive und behandelnde Übungen zur Erhaltung der Gesundheit sowie für bestimmte Körperpartien (Nacken, Kniegelenke, Schulter, Rücken, usw.) wurden auch erläutert und geübt.

Sowohl Akupressur als auch Shiatsu sind Techniken für eine ganzheitliche Gesundheit. Mit diesen Möglichkeiten werden nicht die Anzeichen einer Krankheit, sondern die Krankheit selbst behandelt. Die Lebensenergie Chi kann an den Druckpunkten entlang der Meridiane durch Akupressur und Shiatsu gesteuert werden. Wolfgang Gröger wies jedoch deutlich darauf hin, dass Akupressur zwar bei vielen Alltagsbeschwerden eingesetzt werden kann, aber im Zweifel immer ein Arzt konsultiert werden sollte (insbesondere bei Schwangeren, Osteoporose- und Arthrose-Patienten).

Ausgestattet mit umfangreichen und qualifizierten Seminar-Unterlagen, begleitet von einem begeistertem Applaus für einen hervorragenden Referenten und der Erkenntnis, einen gelungenen Tag verbracht zu haben, endete der Lehrgang am Nachmittag mit der Vorfreude der Teilnehmer auf die kommenden Lehrgänge der IAWO mit unterschiedlichen und interessanten Themenbereichen. 

Joachim Schweitzer, Shihan 9. DAN
IAWO-Fachbereichsleiter Eskrima
(Mitglied der IAWO e. V.)

Einige Impressionen vom Lehrgang