Selbstverteidigung
in Schweinfurt
mit Wolfgang Gröger Shihan 10. Dan
am 16. Februar 2002

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Das Schweinfurter Dojo gehörte zu den erfolgreichen Teilnehmern internationaler Wettkämpfe, das der IAWO angehört. Unter Leitung von Shihan Jürgen Kampa (6. Dan), der selbst bis vor einigen Jahren aktiver Kämpfer war, sind Erfolge wie Europameistertitel nicht selten. Ob Kata, Waffenkampf oder Kontaktsport – Kampas Schüler sind immer wieder in den vordersten Reihen zu finden. Auch für Interessenten der reinen Selbstverteidigung haben die Schweinfurter ein reichhaltiges Angebot an übungsstunden und Lehrgängen. Trotz all dieser Qualifikation lies es sich Shihan Kampa auch in diesem Jahr nicht nehmen, seinen eigenen Meisterlehrer und Freund Shihan Wolfgang Gröger (10. Dan Budo-Taijutsu, 10. Dan Goshin-Taihutsu) als Gasttrainer zu einem Lehrgang in sein Dojo einzuladen.

Unter dem Thema Goshin-Taijutsu für Kampfsportler zeigte Gröger den Teilnehmern (zu denen auch einige Gäste vom Goshin Gröger Dojo Netzschkau / Sachsen zählten), wie vielfältig eine effektive Verteidigung gegen die verschiedensten Angriffe sein kann. Dabei baute Gröger geschickt Techniken ein, die den Schweinfurter Schülern aus ihrem bisherigen Training unter Kampa vertraut waren. Da jeder Teilnehmer über genügend Kenntnisse einzelner Techniken verfügte, konzentrierte Gröger das Training zunächst auf richtiges Timing. Als Kampfsportler sollte man seine Aktionen zeitlich so steuern, dass jeweils der günstigste Moment für eine Technik ausgenutzt werden kann. Günstig bedeutet, wenn der Abstand zum Gegner schnell für eine Technik zu überbrücken ist, dabei aber das Risiko einer eigenen Verletzung durch den Angreifer extrem niedrig gehalten werden kann. Gröger verwies jedoch darauf, dass diese Einschätzung und die folgerichtige Reaktion besonders für Budoneulinge sehr schwierig ist. Deshalb zeigte Gröger einige Möglichkeiten auf, sich durch Ablenkung einen gewissen zeitlichen Vorteil zu verschaffen und den Gegner von seinem Angriff abzulenken. So ermutigte Gröger die Teilnehmer, den Gegner durch einen furchteinflössenden Schrei unterstützt durch wilde Gebärden zu überraschen und sich so Zeit für eine effektive Technik zu verschaffen. Es fällt oft schwer, als erwachsener und zivilisierter Mensch eine solche Taktik zu realisieren. Dennoch war der Erfolg dieser animalischen Methode nicht von der Hand zu weisen. Es ist ein natürlicher Effekt, der auch in unserer Tierwelt schnell zu finden ist, jedoch durch Zivilisation und Anstand aus unserer Gesellschaft verdrängt wurde, so sagte Gröger. Natürlich sollten solche Aktionen nur in der Selbstverteidigung stattfinden und nicht automatisch in den Alltag übernommen werden.

Gröger erinnerte aber auch daran, dass man oft unscheinbare Dinge bei sich trägt, die für eine effektive Verteidigung genutzt werden können, auch wenn man es ihnen nicht zutraut. Natürlich ist fast jeder Gegenstand zum Werfen geeignet und kann somit als Ablenkung eingesetzt werden. Dies konnten die Teilnehmer auch testen. Aber Gröger griff diesmal viel Tiefer in seine schier unerschöpfliche "Trickkiste". So wurde in seinen Händen aus einer gewöhnlichen Zeitung durch zusammenrollen ein harter Schlagstock oder ein gefährliches Würgeinstrument. Eine offene Zeitung über dem Gesicht des Gegners brachte diesen in ungewöhnliche Schwierigkeiten und machte weitere Verteidigungstechniken leicht. Gleiches ließe sich auch mit einem Handtuch realisieren.

Als Gröger schließlich den Gegner durch einen kleinen Schluck kalten Wassers aus einem einfachen Plastikbecher nahezu paralysierte, indem er das Wasser dem Gegner aus sicher Entfernung in Gesicht spritzte, wurde deutlich, wie einfach aber wirkungsvoll effektive Verteidigung sein kann.

Dank der hervorragenden Vorbereitung des Lehrgangs durch Jürgen Kampa, standen für jeden Teilnehmer genügend Zeitungen, Handtücher und Plastikbecher (zum üben natürlich ohne Wasser) zur Verfügung. So konnten alle gleichzeitig mit den Gegenständen trainieren.

Nach einer kurzen Pause zeigte Gröger noch einige Beispiele für den Umgang mit einem Schlüsselanhänger oder Kugelschreiber und den gezielten Einsatz auf Nervenpunkte und empfindliche Stellen am Gegner. Zur Freude aller erhielt dazu jeder Teilnehmer aus den Händen Shihan Kampas einen Schlüsselanhänger als Andenken an diese Veranstaltung geschenkt und konnte den Einsatz in der Selbstverteidigung nun ausgiebig testen.

Zuletzt kam noch der Regenschirm zum Einsatz. Natürlich war den Schweinfurtern der Umgang mit dem kurzen Stock schon vertraut. Die Verwandtschaft dieser beiden Gegenstände und die Ähnlichkeit der damit ausführbaren Techniken erleichterte die Handhabung soweit, dass die Teilnehmer ohne viel Anleitung selbständig die Techniken variieren konnten.

Am Ende des Lehrgangs konnte jeder neue Ideen und Techniken mit nachhause nehmen und auch die erfahreneren Meisterschüler profitierten viel von Grögers großem Erfahrungsreichtum.

Shihan Kampa entlies Gröger jedoch erst, nachdem dieser versprochen hatte, bald wieder ein derartiges Seminar in Schweinfurt zu halten. Unter großem Applaus verabschiedete sich das Schweinfurter Dojo von seinen Gästen. Danke nochmals an Shihan Wolfgang Gröger und Shihan Jürgen Kampa für dieses gelungene Seminar. Vielleicht sehen wir uns alle bereits am 06.04.2002 zu einem weiteren Lehrgang im Schweinfurter Dojo wieder, zu dem jeder Budosportler und Interessent herzlich willkommen ist.

Ralf Kürschner

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