Lizenzprüfung in Thurnau

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Wie in jedem Jahr fand am 08. / 09.03.2003 in Thurnau einer der wichtigsten Lehrgänge der IAWO statt. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eines der üblichen Technikseminare zum Erlernen von körperlichen Fertigkeiten in einer Kampfsportdisziplin, sondern um eine theoretische Ausbildung in den Bereichen "Erste Hilfe", "Pädagogik", "Rechtswesen" und "Verbandswesen". Diese Ausbildung mit Abschlussprüfung ist bei der IAWO Voraussetzung zur Zulassung zu Prüfungen ab 1. Kyu (gilt einheitlich für alle der IAWO angeschlossenen Kampfsportarten). Zudem muss diese Prüfung entsprechend den Bestimmungen der IAWO von allen Lizenzinhabern regelmäßig wiederholt werden. Aufgrund dieser Bestimmungen ist sichergestellt, dass die Trainer und Ausbilder der IAWO stets nach den neuesten Lehrmethoden und unter Berücksichtigung der sportmedizinischen Aspekte ein effektives und gesundes Training in ihren Schulen, Dojos und Vereinen durchführen können.

Das Seminar ist aus einzelnen Teilen zusammengestellt, wobei jeweils durch einen Fachreferenten die spezifischen Inhalte vermittelt werden. Im ersten Teil war dies Astrid Rösch. Sie ist Spezialistin auf dem Gebiet der "Didaktik und Rhetorik" und leitet unter anderem auch ähnliche Seminare im beruflichen Rahmen. Wie wichtig das Wissen um die eigene Persönlichkeit, Körpersprache sowie geschlechtsspezifische Verhaltens- und Lernmuster sind, wurde den Teilnehmern sehr schnell bewusst. Astrid Rösch konnte eindrucksvoll darstellen, wie der Trainer seinen Schülern gegenüber treten sollte und diese zu hohen Leistungen motivieren kann, ohne sie zu überfordern oder sogar physisch und psychisch zu schädigen. Sie machte deutlich, wie Trainingspläne erstellt werden sollten, wie die Ausbildungsstände beurteilt werden können und welche subjektiven Fehlerquellen dabei zu beachten sind.

Anschließend galt es die Kenntnisse der "Ersten Hilfe" aufzufrischen. Als Seminarleiter ist Dr. med. Frank Rösch kein Unbekannter. Er war jahrelang als Notarzt mit dem Hubschrauber in Bayreuth im Einsatz und ist nun Oberarzt in einem Krankenhaus. Von seiner Erfahrung während der unzähligen Einsätze konnten die Kursteilnehmer wohl am meisten profitieren. Natürlich ist erste Hilfe in der heutigen Zeit wichtig und wird auch in Kursen regelmäßig unterrichtet. Solche Kurse sind beispielsweise auch zum Erlangen eines Führerscheins Pflicht. Trotzdem werden in der Regel solche Kurse schnell zur grauen Theorie und oft genauso schnell wieder vergessen. Umfragen machen dies nur allzu deutlich. Da gerade die Verantwortung der Trainer gegenüber den Schülern sehr hoch ist und Sportunfälle leider nicht auszuschließen sind, sorgt die IAWO dafür, dass jeder Ausbilder in den Maßnahmen zur ersten Hilfe selbstsicher und richtig helfen kann. Dr. Frank Rösch erläuterte ausführlich die verschiedensten Formen von Verletzungen und erklärte, wie dem Verletztem am besten geholfen werden kann. Er machte jedoch auch deutlich, dass der Ersthelfer nicht als Arzt zu verstehen ist und somit keine eigenen Diagnosen stellen darf. Schwere Verletzungen könnten auf diese Art unerkannt bleiben. Interessiert lauschten alle den Ausführungen des Arztes und nutzten die Gelegenheit, um weitere Fragen zu stellen. Dr. Rösch beantwortete ausnahmslos jede und zeigte anschließend noch einige Videos zur ersten Hilfe und zu typischen Sportverletzungen.

Der 4. Teil wurde von Rechtsanwalt Anton Kneißl geleitet. Immer wieder treten Fragen zur Notwehr auf. Wann darf man sich wie zu Wehr setzen, sind wohl die häufigsten Fragen die ein Trainer seinen Schülern beantworten muss, sobald das Thema: "Notwehr" angesprochen wird. Natürlich ist hier viel Theorie und die Praxis lässt sich durch Beispiel nur sehr wage vermuten. Dennoch gab Anton Kneißl einige wichtige Ratschläge und machte deutlich, wie Gesetzestexte zu verstehen sind. Schnell wurde jedem bewusst, dass oftmals ein Anruf bei der Polizei hilfreicher ist, als das "Mitmischen" in einer Schlägerei.

Aber auch die Rechtslage im Verband war ein Thema dieses Seminarteils. So wurden Grundlagen zur Vereinsgründung, Vorgehensweise und Haftung ausführlich erläutert. Dieser Teil ist somit besonders für Schwarzgurte interessant, die selbst einen Verein oder Schule aufbauen wollen, oder eine(n) solche(n) schon leiten.

Die letzten beiden Teile wurden von Verbandspräsident Wolfgang Gröger abgehalten. Zunächst "Sportmedizin", ein Thema, dass jeder Trainer berücksichtigen sollte. Häufig ist jahrzehntelanges falsches Training mit so genannten "unfunktionellen übungen" der Grund für gesundheitliche Schäden der Wirbelsäule, Bänder und Gelenke. So genannte Langzeitschäden sind oft Abnutzungserscheinungen, die durch richtiges Bewegen und alternatives Training vermieden werden können. Basierend auf Forschungen in der Sportmedizin entwickelte bereits vor vielen Jahren die Universität in Wien vollständige Konzepte, für gesundes Dehnen und aktiven Sport. Diese Methoden wurden ständig weiterentwickelt. Die IAWO hat bereits vor Jahren damit begonnen, unfunktionelle übungen durch gesunde übungen zu ersetzen und es entstanden lehrbuchartige Anleitungen, die den Teilnehmern zur Verfügung gestellt wurden. Somit sind die Trainer in der Lage, ungesunde übungen aus ihrem individuellen Training zu entfernen. Natürlich arbeitet Wolfgang Gröger weiter daran, diese übungen stets auf dem neuesten Stand zu halten.

Anschließend informierte Wolfgang Gröger über die aktuellen Verbandsstrukturen, Lizenzen, Budotitel usw. Schließlich sollte jeder übungsleiter seinen Schülern über die IAWO Auskunft geben können und wissen, welcher Ansprechpartner jeweils für die Kampfsportart zuständig ist.

Alle Referenten wurde mit einem kräftigem Applaus verabschiedet, bevor sich die Teilnehmer der Prüfung unterzogen. In ca. 1 Stunde galt es viele Fragen zu allen Teilgebieten zu beantworten. Die Auswertung erfolgt in den nächsten Tagen durch die jeweiligen Referenten und die Prüflinge werden schriftlich über ihre Ergebnisse informiert.

Ralf Kürschner

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