11. Internationales Budo-Seminar in Bayreuth

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Auch in diesem Jahr begrüßte der Präsident der IAWO Shihan Wolfgang Gröger (12. Dan) Gastlehrer und Budo-Sportler zum wohl größten Ereignis, das einmal jährlich von der IAWO ausgerichtet wird. überall aus Deutschland und sogar aus Großbritannien kamen Anhänger und Freunde der verschiedensten Kampfkünste, um von erfahrenen Meisterlehrern wie Wolfgang Gröger, Walter Neubauer (Shihan 9. Dan), Markus Wenzel (Shihan 6. Dan), Jürgen Kampa (Shihan 6. Dan) und weiteren Ausbildern zu lernen.

In 20 Trainingseinheiten konnten die Teilnehmer Einblicke in Bujinkan Budo-Taijutsu, Jeet Kune Do, Ju-Jutsu, Tae-Ki-Do, Mittelalterlichen europäischen Schwertkampf, Traditionellem Karate, All-Style-Karate, Stretching und Stassenkampf gewinnen. Natürlich beschränken sich derartige Lehrgänge immer auf spezielle Teilgebiete der jeweiligen Kampfkunst, und aus Zeitgründen mußten stets 4 Einheiten parallel abgehalten werden. Dennoch bekamen die begeisterten Teilnehmer aufgrund der Doppelstunden der meisten Kurse Gelegenheit, jede der Kampfkünste etwas kennenzulernen oder sich in ihnen fortzubilden.

Es bedarf sicher mehr als ein paar Zeilen, um an dieser Stelle über den gesamten Inhalt der Kurse zu informieren. Um zumindest einen kleinen Einblick in das Geschehen zu vermitteln, sollen die nachfolgend kurz beschriebenen Seminarteile beispielhaft für die gesamte Veranstaltung stehen.

Bujinkan-Budo-Taijutsu mit Wolfgang Gröger:

Als Präsident der IAWO und Schirmherr dieses großartigen Seminars leitete Wolfgang Gröger selbst noch drei Seminarteile. Im ersten Kurs zeigte er in immer wieder verblüffender Perfektion Techniken der realistischen Verteidigung im Straßenkampf. Hier beschränkte sich Gröger diesmal auf die Verteidigung gegen bewaffnete Angreifer. So kamen Stock, Kette, Messer und Pistole zum Einsatz. Natürlich konnte Gröger aus Zeitgründen nicht unzählige Techniken demonstrieren, erklären und üben lassen. Aber dies ist im praktischen Kampf auch nicht unbedingt erforderlich. Gröger erklärte, wie die einzelnen Waffen in der Praxis angewandt werden und warum sie wann und wie gefährlich sind. Zu jeder Waffe gibt es unterschiedliche Prinzipien des Verhaltens gegenüber dem Angreifer und der Körperbewegungen während der Verteidigung. Gröger machte deutlich, dass genau diese Prinzipien über Erfolg und Mißerfolg der Verteidigung entscheiden und in der Regel wenige Techniken genügen, um sich effektiv gegen bewaffnete Angreifer zur Wehr zu setzen. Natürlich gab der erfahrene Experte den Teilnehmern Gelegenheit zum üben und konnte Unklarheiten sofort plausibel beseitigen.

Der zweite und dritte Teil gehörte dem traditionellen Budo-Taijutsu. Techniken des Schwertkampfs machten den Anfang. Gröger erklärte das richtige Ziehen des Schwertes und die einzelnen Techniken. Dabei ließ er den Teilnehmern immer wieder Zeit, um zu üben. Dann ging es zum Partnertraining. Schnell wurde klar, dass Schwertkampf weit mehr ist, als mit dem Bokken (Holzschwert für gefahrloses Training) wild aufeinander einzuschlagen. Reaktion, Körperbeweglichkeit und Timing waren gefragt, um die gezeigten übungen richtig zu trainieren.

In diesem Jahr gehören auch Techniken mit den Kunai (eine Art ungeschliffenes aber sehr spitzes Wurfmesser, dass u.a. auch als Grabewerkzeug verwendet wurde) und dem Shogei (Ein Metallhaken mit Spitze an dem ein Seil mit einem Metallring befestigt sind) zu den Schwerpunkten des Trainings. Gröger ließ für diese Einheiten extra Holzwaffen anfertigen, um auch hier ohne Verletzungsrisiko das Training zu ermöglichen. Er zeigte zunächst typische Kampfhaltungen und anschließend traditionelle Techniken mit diesen Waffen. Begeistert übten die Kursteilnehmer und ließen sich auch nicht entmutigen, als sich der Umgang mit dem Shogei doch als deutliche Herausforderung an die individuelle Geschicklichkeit darstellte.

Mit großem Applaus dankten sie Gröger am Ende des Seminarteils.

Mittelalterlicher europäischer Schwertkampf mit Walter Neubauer:

Jeder kennt die Geschichten der Ritter und Edelmänner des Mittelalters. Seien es König Arthurs Tafelrunde oder die vier Musketiere, sie alle waren Meister des Schwertes und des Degens. Doch was ist dran an diesen Mythen und Legenden? Walter Neubauer befaßt sich seit einigen Jahren mit den Techniken der europäischen Schwertkunst und stellt dieses Wissen in speziellen Lehrgängen allen Interessenten zur Verfügung. So auch in drei Teilen des 11. Internationalen Budoseminars in Bayreuth. Neubauer zeigte zunächst einige typische Waffen des europäischen Mittelalters und erklärte deren Funktionsweise. Schnell wurde deutlich, dass die europäischen Waffen überwiegend als Hieb- und Stichwaffen eingesetzt wurden und nur teilweise ähnlich dem Japanischen Schwert mit extrem scharfen Klingen bestückt waren. Dennoch standen die Techniken der alten Ritter denen der Samurais in Japan in nichts nach. Neubauer zeigte, dass die angewandten Techniken ähnlich dem japanischen Schwertkampf waren. Ebenso wurden auch Tritte, Würfe, Schläge und Hebel in den Schwertkampf eingebracht, so dass dieser tatsächlich ein mit den asiatischen Kampfkünsten vergleichbares Nahkampfsystem darstellte.

Neubauer übte mit den begeisterten Teilnehmern eine Vielzahl verschiedenster Techniken bevor er mit kräftigen Applaus verabschiedet wurde.

Stretching mit Thomas Renner *

Auch Thomas Renner erklärte sich bereit, zwei Seminarteile zu leiten. Im seinem ersten Seminarteil in diesem Budoseminar brachte er den Teilnehmern die Prinzipien des Stretching näher. Thomas Renner, der unter anderem schon in der Disziplin Kata einen Europameistertitel erringen konnte, ist auf diesem Gebiet ein wirklicher Spezialist. Angepasst an die Teilnehmer des Seminars übte er mit diesen die korrekte Durchführung von Dehnungen. Ausgehend vom sog. Basic Level, dessen übungen von Jedermann durchgeführt werden können, steigerte sich der Seminarteil zum Intermediate Level, der schon eine trainierte Beweglichkeit und Erfahrung mit dem Dehnen vom Sportler verlangt. Da diese aber bei den teilnehmenden Budoka bereits erkennbar war, wurden auch diese übungen im diesem Seminarteil behandelt.

Stets betonte Thomas Renner, wie wichtig die korrekte Durchführung der einzelnen übungen ist, um Verletzungen und Langzeitschäden, z.B. an den Knien oder der Wirbelsäule, zu vermeiden. Richtig und regelmäßig ausgeübt jedoch verbessert das Stretching die Beweglichkeit sowie die Körperbeherrschung und erhält sie bis ins Alter. Zudem sind Beweglichkeit und Körperbeherrschung auch bei der Selbstverteidigung ein großer Vorteil.

Beeindruckt und mit vielen Anregungen für das eigene Training verabschiedeten die Teilnehmer Thomas Renner mit großem Applaus.

Tae-Ki-Do mit Jürgen Kampa: *

Den Umgang mit dem Bo (Langstock) und dem Hanbo ("Halbstock", Kurzer Stock) konnten die Budoseminarteilnehmer bei Jürgen Kampa kennen lernen. Kampa, der seit vielen Jahren als Trainer tätig ist, kann auf diesem Gebiet aus großem Wissen und Erfahrung schöpfen. Die Teilnehmer sollten in diesem Seminar die Grundlagen im Umgang mit diesen Waffen lernen und übten zunächst grundlegende Techniken wie Blocks, Schläge, Stöße oder auch Würfe. Nachdem diese den Budoka etwas vertrauter waren, wurden diese Techniken zu Kombinationen zusammengestellt, die Paarweise ausgeführt wurden. Auf diese Weise konnten die Teilnehmer sich die Prinzipien beim Umgang mit den Stöcken erschließen. Am Ende des lehrreichen Seminarteils wurde Jürgen Kampa mit großem Applaus verabschiedet.

Ju-Jutsu Wettkampftechniken mit Markus Wenzel: *

Der Vizepräsident der IAWO bot den Teilnehmern des Seminars an, einen Einblick in die Welt der Wettkampftechniken des Ju-Jutsu zu bekommen. Zunächst erläuterte er einige Grundlagen der Deckungsarbeit sowie der Fuß- und Fausttechniken im Wettkampf. Daraufhin gab er den Teilnehmern regelmäßig Gelegenheit, das Gesehene selbst zu erproben. Markus Wenzel war unterdessen unter den Teilnehmern unterwegs, um auf jeden Einzelnen gezielt eingehen zu können. Bei den übungsrunden wurde vielen Bewusst, wie kräftezehrend solch ein Wettkampf ist.

Daraufhin wurde auch auf die Wurf- und Bodentechniken eingegangen, die die Budoka in kurzen Randori selbst testen konnten. Zum Schluss wurden dann übungskämpfe nach den Regeln des Ju-Jutsu Wettkampfsports durchgeführt.

Auch Markus Wenzel wurde mit großem Applaus für das Seminarteil verabschiedet.

Natürlich verdienen alle Lehrer, Trainer und deren hervorragende Kurse, die ein so großartiges Seminar möglich machen, hier eine ausführliche Beschreibung. Kyoshi Rüdiger Schmiedl (5. Dan) mit traditionellem Karate, Ralf Kürschner (Renshi 4. Dan) und Karsten Knaup (2. Dan) mit All-Style-Karate und Frank Heuberger (1. Dan) mit Jeet-Kune-Do zeigten ebenso, dass sie hervorragende Lehrer sind und begeisterten mit ihren Kursen.

Alle Seminarleiter wurden mit großem Applaus verabschiedet. Und es ist schon heute sicher, dass es im nächsten Jahr ein weiters so großes Seminar geben wird und auch dann wieder spannende und lehrreiche Kurse von der IAWO angeboten werden.

Im Namen aller IAWO-Mitglieder und der begeisterten Teilnehmer nochmals ein herzliches Dankeschön an alle, die mitgeholfen haben, ein so erfolgreiches Seminar durchzufühen.

Ralf Kürschner

mit * gekennzeichnet: Christian Daller


li. W. Gröger re. Ilja Hoffmann

li. Tina Christiansen und re. Robin Mertens

li. Michael Grätz re. Frank Heuberger.
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