Ninjutsu / Bujinkan-Budo-Taijutsu in Mylau/Vogtl.

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Am 24.04.2004 konnten die Mitglieder der Asian Combat Academy ihren Meisterlehrer Shihan Wolfgang Gröger (zweifacher Träger des 10. Dan) in Mylau begrüßen. Zusammen mit seiner Frau Ingeborg und seiner Enkeltochter Tina Christiansen war er wieder einmal ins schöne Vogtland gekommen, um am Fuße der Götzschtalbrücke (größte Ziegelsteinbrücke der Welt) einen Lehrgang in seiner Königsdisziplin dem Bujinkan-Budo-Taijutsu abzuhalten. Gröger ist als einer der höchstgraduiertesten Budo-Allrounder der Welt für seine hochwertigen Seminare bekannt. So reisten Kampfsportler aus Schweinfurt und Zwickau nach Mylau, um von seinem unschätzbaren Erfahrungsreichtum zu profitieren und ihre Fertigkeiten in einer Kampfkunst zu verbessern, deren Umfang so gewaltig ist, dass ein Menschenleben nicht ausreicht, um sie vollständig zu erlernen. Angefangen beim Bewegen im Gelände, waffenlosem Nahkampf, Umgang mit unzähligen Hieb- und Stichwaffen, Schusswaffenausbildung, Heilkunde, Meditation und vieles mehr gehören in das Gebiet dieser Ausbildung.

Dieser Umfang lässt sich leicht erklären, wenn man sich mit der Entstehung dieser einzigartigen Kampfkunst auseinander setzt. Im mittelalterlichen Japan tobten viele Kriege unter den verfeindeten Fürstentümern um die Herrschaft über ganz Japan. Viele Schlachten wurden geführt und viel Blut vergossen. Aber es gab noch eine andere Form des Krieges, der in dieser Zeit geführt wurde. Spionage, Intrigen, Meuchelmord, Stiftung von Verwirrung und Aufruhr waren in der Regel die Aufgaben kleiner Elite-Truppen, deren Existenz und Ausbildung so geheim waren, dass viele nur eins über sie wussten: "Ninjas" die furchtlosen Dämonen, die unausweichlich den Tod bringen. In Wirklichkeit waren Ninjas natürlich keine Dämonen. Es waren Familienclans, die ihr Wissen von Generation zu Generation weitergaben, ohne es einem Außenstehenden zugänglich zu machen. Diese Clans bildeten sich zu den gefürchtesten Elite-Kämpfern des früheren Japan aus. Da niemand etwas über sie wusste, sie aus dem nichts auftauchten und wieder verschwanden, wurden ihnen bald übermenschliche Kräfte zugesprochen. Diesen Aberglauben verstärkten die Ninjas durch Einsatz von Dämonenmasken und Einsatz von geheimen Werkzeugen, die ihnen beispielsweise halfen an einer senkrechten Mauer schnell empor zuklettern. Natürlich versuchten viele hinter das Geheimnis dieser Kämpfer zu kommen und sich diese zu Nutze zu machen. Die japanische Lebensart gebot ehrenhaftes Verhalten. Ninjas übernahmen aber auch alle Aufgaben, die für den normalen Japaner ein Verstoß gegen seine Ehrenkodex gewesen wären. Bald schon wurden die Ninjas in die strategische Kriegsführung voll eingebunden. Dabei waren sie in der Regel stets auf sich allein gestellt. Sie bekamen eine Aufgabe, die sie unter allen Umständen zu erfüllen hatten. Nichts konnte sie daran hintern. Die Erfüllung ihrer Mission war mehr Wert als ihr eigenes Leben. Natürlich mussten diese Elite-Kämpfer entsprechend auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. Allein bei der harten Ausbildung kamen einige ums Leben, die einen Augenblick unachtsam waren. Andere starben während ihrer Missionen. Nur die Besten überlebten. Und so entwickelte sich die Kampfkunst in den verschiedenen Familien zu einer Kriegskunst für Einzelkämpfer, die alles beinhaltete, was zum eigenen überleben und zum Erfüllen gefährlicher Missionen notwendig war.

Erst nach der Wiedervereinigung Japans unter der Herrschaft des Shogun (mächtigster Mann des mittelalterlichen Japans; Oberbefehlshaber der Streitkräfte) waren die Dienste der Ninjas überflüssig geworden. Viele Familien wurden verfolgt und getötet. Aber Ihre Kampfkunst überlebte die Jahrhunderte im Verborgenen. Erst mit Dr. Masaaki Hatsumi Sensei wurde die alte Kampfkunst für die Öffentlichkeit publik. Neun alte Schulen wurden als Ninjutsu und später als Bujinkan-Budo-Taijutsu von Hatsumi Sensei auf der ganzen Welt verbreitet. Heute sind viele Meister dieser einzigartigen Kampfkunst als Ausbilder für Polizei, Militär und Sicherheitsfachkräfte tätig.

Natürlich hat die heutige Ausbildung genauso wenig wie die Ausbildungsziele mit dem alten Ninjutsu viel gemeinsam.

Die Kampfsportler, die sich dieser Kampfkunst verschrieben haben, wollen einfach nur Spaß und Freude am Training haben. Ihren Körper fit halten und ihre Fertigkeiten ausbauen. Da es jedoch die alten Kampftechniken sind, die unterrichtet werden, müssen Anhänger des Bujinkan-Budo-Taijutsu auf Wettkämpfe verzichten. Ein Regelwerk zum "Entschärfen" der Techniken für Wettkampfbedingungen würde diese Kampfkunst zu sehr beschneiden.

Mit Wolfgang Gröger haben die Mitglieder der ACA einen Meisterlehrer, der bereits weit über 40 Meistergrade in verschiedenen Nahkampfsystemen hat, vor einigen Jahren den 12. Dan in Goshin-Taijutsu verliehen bekam und inzwischen auch den 10. Dan in Bujinkan-Budo-Taijutsu aus den Händen seines direkten Lehrers Dr. Masaaki Hatsumi Sensei erhalten hat.

Mit dem Lehrgang in Mylau stellte er sein Wissen und können wieder einmal den begeisterten Schüler zur Verfügung. Mit 15 Teilnehmern war das kleine Dojo der ACA gut gefüllt, und die Teilnehmer mussten beim üben schon etwas auf ihre Nachbarn achten.

Gröger begrenzet den Lehrgang auf Techniken aus dem Ninja-Biken (Schwertkampf), einigen Techniken mit dem Hanbo (Stock ca. 90 cm) und dem Tai-Jutsu (waffenloser Nahkampf), dem Teilgebiet "San Kaku Jime" (Abwehr von Würgeangriffen). Zunächst übten die Teilnehmer Schwertschnitte und Stiche aus den verschiedenen Grundstellungen. Gröger machte deutlich, wie wichtig der richtige Körpereinsatz ist, um die Techniken effektiv auszuführen. Dabei zeigte er auch, wie der Griff des Schwertes als Waffe eingesetzt werden kann, um Schläge, Stöße oder Hebel auszuführen. Der letzte Teil gehörte der Abwehr von fliegenden Gegenständen mit dem Schwert. Gröger brachte zum üben kleine Kunststoffscheiben mit, die ein gefahrloses üben ermöglichen und zum Beispiel einen Angriff mit Wurfsternen (typische Ninja-Waffe; in Deutschland jedoch verboten!) imitierten.

Nach einer kurzen Mittagspause ging es mit Hanbo-Jutsu weiter. Gröger zeigte einige Techniken, die für viele Teilnehmer völlig neu waren und wegen ihrer Einfachheit total begeistert geübt wurden. Dennoch machte Gröger deutlich, dass der effektive Einsatz von Waffen ohne richtiges Tai-Jutsu nicht möglich ist. So gehörte der letzte Teil dem waffenlosen Nahkampf. Es wurden Haltegriffe geübt und danach beispielsweise mit Wurftechniken kombiniert. Am Ende galt es Würgeangriffe (mit dem Unterarm von hinten) abzuwehren, so z. B. über Temakura und Hoshi Dori Nage.

Nach fast 4 Stunden beendete Gröger den Lehrgang und die begeisterten Teilnehmer bedankten sich bei ihm mit einem herzlichen Applaus für diesen hervorragenden Lehrgang.

Bevor er jedoch die Heimreise antrat, besuchte er zusammen mit seiner Frau und seiner Enkeltochter das Puppenmuseum in der Kätzelsmühle an der Göltzschtalbrücke.

Mit diesen Eindrücken verabschiedete sich Gröger aus dem Vogtland mit Vorfreude auf das nächste Wiedersehen und auch einem weiteren Lehrgang im Dojo der Asian Combat Academy im Herbst 2004 in Mylau.

Nochmals ein herzliches Dankeschön für die schönen und lehrreichen Stunden im Namen aller Teilnehmer.

Ralf Kürschner

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