Bujinkan-Budo-Taijutsu / Ninjutsu in Mylau
mit Shihan Wolfgang Gröger

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Am 30.10.2004 besuchte Shihan Wolfgang Gröger (12. Dan) das Dojo der Asian Combat Academy am Fuße der Göltschtalbrücke in Mylau / Vogtland.

Grögers Meisterschüler Ralf Kürschner (5. Dan) hatte seinen Lehrer und Freund eingeladen, um allen Interessenten wieder einmal die Möglichkeit zu geben, von diesem einzigartigen Meisterlehrer zu lernen.

Die Gäste aus München, Senftenberg, Zwickau und die Mitglieder der ACA aus der vogtländischen Region wurden von Gröger herzlich begrüßt, bevor der Lehrgang von ihm eröffnet wurde.

Zum Aufwärmen begann Gröger mit einigen Grundtechniken aus dem Taijutsu (waffenloser Kampf), welche in raschem Tempo geübt wurden. Neben Ausweichbewegungen waren Blocktechniken, Fauststöße und Fußtritte Teil dieser übungen. Danach ging es weiter mit einer besonderen Strategie. Hierbei werden Techniken in der Absicht begonnen, den Gegner zu verwirren. Während sich dieser nun vielleicht auf eine Gegentechnik einstellt, wird blitzschnell eine andere Technik angewandt. Gröger machte deutlich, wie auf diese Art verschiedene Hebel-Techniken kombiniert werden können. Immer wieder verstand er es, die Teilnehmer mit neuen Techniken zu überraschen, die völlig unerwartet an einen vorangehenden Hebel angeschlossen waren. Eine Gegenwehr wurde unter diesen verwirrenden Kombinationen aussichtslos. Natürlich ließ Gröger den übenden viel Zeit, um sich mit den komplizierten Bewegungsabläufen vertraut zu machen und stand den einzelnen Teilnehmer individuell mit Rat und Tat zur Seite. So konnten auch die weniger erfahrenen Teilnehmer effektiv trainieren und lernen.

Natürlich waren diese Techniken auch im Hanbo-Jutsu (Kampf mit einem Stock ca. 90 cm) möglich. Dies verdeutlichte Gröger im zweiten Teil des Seminars. Gröger legte viel Wert auf den effektiven Einsatz des Hanbo. Er zeigte auf, wie man die Hebelwirkung verstärken kann und die richtige Distanz, welche von der recht langen Waffe erlaubt wird, nutzt, um den Angriffen des Gegners zu entgehen. Auch hier überraschte der Meisterlehrer immer wieder mit Techniken, die sogar für die „alten Hasen“ unter den Teilnehmern teilweise völlig neue Möglichkeiten aufzeigten. Dabei ermahnte Gröger zum vorsichtigen üben, da einige der Techniken wirklich nur sehr langsam trainiert werden können. Ein schnelles durchreißen könnte zu ernsthaften Verletzungen führen. Gröger machte dies an einigen Beispielen deutlich, die früher als Kampftechniken eingesetzt wurden, um den Angreifer endgültig auszuschalten. Diese Techniken gehören nach wie vor in das Ausbildungsprogramm, werden aber ausschließlich unter Aufsicht erfahrener Trainer und mit größter Vorsicht geübt.

Der letzte Teil galt dem Ninpo-Biken-Jutsu, den Schwertkampftechniken der früheren Ninja des alten Japan. Hier werden aber nicht nur Schwerttechniken geübt. Vielmehr zählt die Gesamtheit der Techniken in Verbindung mit Improvisation und Täuschung zu diesem umfangreichen Teil des Bujinkan-Budo-Taijutsu / Ninjutsu. So kamen im alten Japan bei den Ninjas oft Blendmittel zum Einsatz, die zum Beispiel in Nussschalen oder der Saya (Schwerthülle) versteckt waren. Natürlich lässt sich im Training der Einsatz solcher Mittel nicht realisieren. Aber mit einer Papierkugel oder irgendeinem anderen zum üben geeigneten Gegenstand kann man diesen Effekt leicht simulieren. Dieses Ablenken des Gegners durch Zuwerfen bzw. Blenden waren in der Regel die entscheidenden Techniken, die zum Sieg führten. Den edlen Samurai (Kriegerkaste des mittelalterlichen Japan) waren mitunter solche unehrenhaften Techniken fremd. Während sie im fairen Kampf Mann gegen Mann ihre Ehre als das höchste Gut betrachteten, galt für die Ninjas in der Regel nur das Ziel, zu dessen Erreichen jeder Weg und jedes Mittel recht waren. So entstand ein Schwertkampf, der sich deutlich vom Ken-Jutsu (Schwertkampf) der Samurai unterscheidet, obwohl er zum Teil gleiche Techniken beinhaltet.

So galt es zum Beispiel dem Gegner beim Schwertziehen zuvorzukommen. In weiteren Techniken wurden die Schwertangriffe geschickt pariert oder kontrolliert umgelenkt, um anschließend selbst die entscheidende Schwertechnik anzuwenden. Gröger legte dabei sehr viel Wert auf die richtige Beinarbeit und den Körpereinsatz. Nur so kann man den schnellen Angriffen entgehen und den eigenen Techniken die volle Kraft verleihen. Immer wieder korrigierte er die übenden und verdeutlichte die einzelnen Elemente der Techniken und worauf man beim Trainieren besonders zu achten hat.

Nach fast vier Stunden beendete Gröger den Lehrgang und verabschiedete sich bei den begeisterten Teilnehmern. Auch Ralf Kürschner, der Lehrer der ACA ließ es sich nicht nehmen, sich nochmals bei den Gästen und natürlich auch bei seinem Lehrer und Freund Wolfgang Gröger für ihr kommen zu bedanken.

Sicher werden auch im nächsten Jahr wieder Lehrgänge mit Shihan Gröger bei der ACA stattfinden; Lehrgänge, auf die wir uns heute schon freuen.

 Ralf Kürschner