25 Jahre 1. Shotokan Karate Dojo Rinteln e. V.

Von links: Mark Haubold, Ulrich Weß Wesner, Wolfgang Gröger und Stephan Roje
Am 02.09. und 03.09.2006 fand in Rinteln der Große Karate-Do Lehrgang zum 25. Jubiläum des 1. Shotokan Karate Dojo Rinteln e.V. statt. Der Lehrgang wurde geleitet von Ulrich Weß Wesner, 5. Dan Karate, und Mark Haubold, 4. Dan Karate, sowie vom Gasttrainer Wolfgang Gröger, 12. Dan Goshin-Taijutsu, 10. Dan Budo-Taijutsu und 5. Dan All-Style-Karate.

Das Training begann am Samstag um 10.00 Uhr morgens, wobei hier in Unter- und Oberstufe Karate aufgeteilt wurde. Die Unterstufe startete nach dem gemeinsamen Aufwärmen mit Kata-Training bei Ulrich Weß Wesner. Ulrich Weß Wesner ist A-Trainer Ausbildungsreferent im KDNW. Das Training hier konzentrierte sich auf Kata aus dem Bereich der Heian Kata wie etwa die Heian Nidan.

Parallel dazu fand in der Nebenhalle das Training der Oberstufe statt, bei dem die Teilnehmer Feinheiten des Kumite unter Anleitung des Weltmeister +80kg des Jahres 98, Mark Haubold einüben konnten. Immer wieder zeigte er den Trainierenden auf was sie achten könnten, um ihre Leistungen im Kumite zu verbessern. Dabei kann er auf eine langjährige Erfahrung als Wettkämpfer sowie auf die Kenntnis aktueller Wettkampftaktiken zurückgreifen, was das Training bei ihm natürlich eine besondere Qualität verleiht.

Im Anschluss daran folgte der erste Teil "Selbstverteidigung", bei dem alle Lehrgangsteilnehmer gemeinsam bei Wolfgang Gröger trainierten. Auch Wolfgang Gröger, Präsident des Verbandes IAWO, kann auf eine lange, über 40 jährige Erfahrung im Kampfsport zurückgreifen. Angefangen hat es bei ihm als Ringer, doch bald kamen weitere Budokünste hinzu. Vor allem im Budo-Taijutsu, früher bekannt als "Ninjutsu" ist er heute eine Größe. Als einer der ersten in Deutschland hat er die Prüfung zum 5.Dan (Sakki-Test - prüfen der Intuition) in diesem Stil abgelegt und hat heute den 10. Dan in dieser Kampfkunst inne, den er von Dr. Masaaki Hatsumi, dem derzeitigen Soke des Budo-Taijutsu, verliehen bekommen hat.

Budo-Taijutsu und Karate unterscheiden sich in einigen Dingen grundlegend, wohingegen auf anderen Gebieten wiederum parallelen bestehen. So zeigte Wolfgang Gröger einige Grundprinzipien aus dem Budo Taijutsu und hierbei auch einige Techniken, die zwar auf den ersten Blick hinterhältig erscheinen mögen, aber in der Selbstverteidigungssituation dem Ablenken des Gegners dienen, so etwa das Zuwerfen eines Gegenstandes in  Richtung Gesicht des Gegners. Ferner zeigte er viele Techniken, die eine einfache, aber effektive Selbstverteidigung ermöglichen.

Selbstverständlich haben die Karateka hier schon enorme Vorteile, denn sie Verfügen über sichere und schnelle Techniken, die eine effektive Selbstverteidigung ermöglichen. Gerade deshalb beschränkte sich Wolfgang Gröger darauf Prinzipien und keine Einzeltechniken zu vermitteln.

Im nächsten Teil wurde wieder Karate trainiert, wobei hier nun Unter- und Oberstufe die Lehrer tauschten. Mark Haubold unterrichtete nun die Unterstufe und achtete dabei darauf, die Teilnehmer mit geeigneten Übungen an das Kumite heranzuführen. Auch in seiner vorangegangen Einheit ermahnte er die Oberstufe, in der sich natürlich auch einige Trainer befanden, die Schüler langsam aber gewissenhaft für das Kumite vorzubereiten. Dabei sei es wichtig, dass die Trainierenden ihre Teilerfolge bemerken um sich zu motivieren und sie nicht in das kalte Wasser zu werfen, um Frustration zu vermeiden.

Ulrich Weß Wesner zeigte in seiner Einheit die Kata Bassai, eine Vorform der bekannten Bassai Dai. Dabei erklärte er den Teilnehmern viel über die Ursprünge der Kata in China im 14. Jahrhundert und ihre Geschichte bis in die Gegenwart. Weiterhin erklärte er auch die Besonderheiten der Kata im Vergleich zu den heute üblichen Techniken im Shotokan. Dann lehrte er die Teilnehmer die Kata Stück für Stück, bis alle den Bewegungsablauf gut kannten. Immer wieder zeigte er dabei in den Wiederholungen der vorhergehenden Techniken neue Feinheiten, während die Kata langsam bis zu ihrem vollen Umfang zusammengesetzt wurde. Die Kata sollte auch als Grundlage für das Bunkai des folgenden Tages dienen.

Im Anschluss folgte eine weitere Einheit bei Wolfgang Gröger für das gesamte Teilnehmerfeld, bei dem er noch einige Dinge zeigen konnte, die er zuvor aus Zeitgründen nicht hatte vermitteln können. Dabei wurden die Teilnehmer immer wieder von den einfachen aber sehr wirksamen Techniken in ihrer Wirkung überrascht.

Schließlich neigte sich dieser erste Lehrgangstag dem Ende, so dass sich die meist erschöpften Teilnehmer für den nächsten Tag ausruhen konnten.

Am Morgen des nächsten Tages ging es mit dem Themengebiet "Bo" unter Anleitung von Wolfgang Gröger weiter. Auch hier zeigte er einige Prinzipien rund um den Stoß, Schlag, Hebel und Wurf. Zusätzlich zeigte er noch einige Besonderheiten des Ninjutsu.

Im Anschluss an diese Einheit teilten sich die Teilnehmer wieder in Unter- und Oberstufe, wobei die Unterstufe wiederum bei Ulrich Weß Wesner Kata trainierte. Mark Haubold hingegen machte seine Gruppe auf einige technische Entwicklungen im Kumite aufmerksam und zeigte, wie man diese selbst einsetzen kann. Dabei zeigte er z.B. bestimmte Kombination von Schritt- mit Armtechniken, die taktisch einige Vorteile bieten. Auch einen kurzen Exkurs in die Beintechniken machte der Nordheimer Trainer. Im Anschluss übernahm er wieder das Training der Unterstufe und Ulrich Weß Wesner setzte das Training bei der Oberstufe fort.


Von links: Stephan Roje (1. Vorsitzender des Vereins,
Wolfgang Gröger und Ferry Heinrich (Kindertrainer)
Ulrich Weß Wesner war lange der Trainer des ausrichtenten Vereins und kann nun leider das Training dort nicht fortsetzen. Stephan Roje (1.Vorsitzender des Vereins) überreichte ihm bereits am Samstag im Namen des Vereins und seiner Mitglieder eine Urkunde und ein schönes Katana. Er sprach ihm Dank aus und bedauerte gleichzeitig, das es nicht leicht ist, einen Trainier in dieser Qualität zu finden.

Die letzte Einheit der Oberstufe bildete das Bunkai, also die Analyse der Kata Bassai. Dabei ließ der Referent den Teilnehmern Raum, die Analyse selbst vorzunehmen und sich mit der Kata auseinander zu setzen. Immer wieder gab er dabei Anregungen und schließlich auch ein Beispiel. Er betonte hier, dass im Bunkai die Techniken nicht eins zu eins mit der Kata übereinstimmen müssen. Vielmehr kann man auch einzelne Techniken z.B. in ihrer Folge verändern. Wichtig sei, dass man erkennen könne dass die Technik wirkt, z.B. im Stören (z.B. des Gleichgewichtes) des Gegners und vor allem dass man dabei in keine Situation kommt, in der man sich selbst in Gefahr begibt. Auch nahm er kurz Bezug zu den Selbstverteidigungseinheiten um daraus Anstöße für die Analyse der Kata zu entlehnen.

Am Schluss des Trainings bedankten sich die Teilnehmer wie schon zuvor nach den einzelnen Einheiten mit einem  großen Applaus bei den Trainern. Es hat riesen Spaß gemacht bei ihnen zu trainieren und fast noch wichtiger, man konnte viel lernen. Danke auch an den ausrichtenden Verein 1. Shotokan Dojo Rinteln für die sehr gute Organisation dieses Lehrgangs!

Christian Daller

Einige Impressionen vom Lehrgang

Wolfgang Gröger links und Christian Daller rechts

Stephan Roje links überreicht
Wolfgang Gröger rechts ein Gastgeschenk