
Am 16.05. fand in Bayreuth
das 19. Budoseminar der IAWO statt. Dabei wurde den
teilweise von weitem angereisten Teilnehmern einiges
geboten. Wolfgang Gröger, 13. Dan Budo-Taijutsu sowie
Präsident der IAWO hieß die Trainer und Teilnehmer
willkommen, bevor er parallel mit Walter Neubauer die ersten
Teile des Seminars hielt.
Wolfgang Gröger eröffnete seinen Teil mit Selbstverteidigung
der Ninja und Samurai. Dabei legte er Wert auf Techniken,
die einfach aber effektiv einzusetzen sind. Er erläuterte
einige grundlegende Konzepte, z.B. das richtige Verhalten
bei Kontakt- oder Würgeangriffen. Darüber hinaus ging er
auch auf die richtige Verteidigungsstrategie bei
verschiedenen Angriffen ein. So wies er z.B. auch im Rahmen
der Notwehrbestimmungen darauf hin, dass neben den
grundlegenden Anforderungen für eine Notwehr, wie z.B. ein
rechtswidriger Angriff sowie die Verhältnismäßigkeit, auch
die Tatsache eine große Rolle spielt, dass man bereits einem
kurz bevorstehenden Angriff zuvor kommen darf. Das ist
wichtig, da man so nicht darauf warten muss, erst einen
Angriff abbekommen zu haben um reagieren zu dürfen.
Im folgenden Teil zeigte Wolfgang Gröger Techniken mit dem
Hanbo, einem Stock von ca. 90 cm, aus der Kukishinden Ryu,
einer der 9 Schulen des Bujinkan. Die Techniken umfassten
nicht nur Schläge und Stiche, sondern ein sehr breites Feld
von Einsatzmöglichkeiten für den Stock. In der Kukishinden
Ryu wurden diese Techniken auch mit dem Shikomi
durchgeführt, bzw. variiert. Dabei handelt es sich um ein
Schwert, das man auf dem ersten Blick für einen Stock halten
kann. Da diese Art Waffen in Deutschland als verbotener
Gegenstand gelten, warnte Wolfgang Gröger noch einmal
ausdrücklich davor, sich solch einen Gegenstand z.B. über
Internet zu bestellen. Als Alternative kann man die
traditionellen Techniken auch mit einem Trainingsschwert
üben, da sie sich in der Ausführung abgesehen von der
gekrümmten Klinge nicht unterscheiden.
In seinem letzten Teil zeigte er noch Techniken aus dem
Budo-Taijutsu / Samurai Jutsu. Da 6 der 9 Bujinkan Schulen
keine Ninja sondern Samurai Schulen darstellen, ist es
natürlich auch interessant diesen Aspekt des Budo-Taijutsu
kennen zu lernen. Wolfgang Gröger hat zu diesem Zweck sogar
eine eigens Maßangefertigte Samurai Rüstung, ein sog. Yoroi.
Beim Budo Seminar allerdings zeigte sich Wolfgang Gröger zum
ersten Mal in der traditionellen Tracht der Samurai, wie sie
sie abseits des Schlachtfeldes getragen haben. Dabei zeige
er auch, wie in dieser Situation die Waffen des Samurai
getragen und eingesetzt wurden, so dass die Teilnehmer ein
gutes Bild von den Samurai bekamen.
Parallel zu den Seminarteilen von Wolfgang Gröger zeigte
Walter Neubauer (IAWO-Vizepräsident), 10. Dan Techniken aus
dem Fundus der europäischen Ritter, wie beispielsweise
Abwehr- und Angriffstechniken mit dem Schwert und Dolch, der
mittelalterlichen Ritter. Auch demonstrierte er wie gewohnt
in phantastischer Weise historische Abwehrtechniken von
Messern dieser Zeit.
Im Anschluss zeigte Joachim Schweitzer, 5. Dan Renshi,
Techniken aus dem Escrima. Hier waren die Teilnehmer über
die Möglichkeiten und der Vielfältigkeit von Abwehr- und
Angriffstechniken mit zwei Stöcken erstaunt.
Parallel zur Veranstaltung
mit Joachim Schweitzer liefen zwei weitere Veranstaltungen
mit Rüdiger Schmiedel, 6. Dan Traditional Karate und
Christian Daller, 4. Dan Budo zum Thema Kobudo.
Rüdiger Schmiedel unterrichtete traditionelle Techniken aus
dem Karate als Kihon. Dabei ging es ihm nicht nur um die
korrekte und präzise Ausführung der Techniken, sondern vor
allem auch um den Kontext in dem man die Techniken sinnvoll
einsetzen kann. Dies spiegelte sich auch in den folgenden
zwei Stunden wieder, in denen er Kata sowie deren Bunkai
zeigte. Dabei konnte man, wie bei jedem seiner Seminare, die
Begeisterung des Karateka für seinen Sport bemerken, der
seit nun 40 Jahren Karate trainiert.
Sozusagen neben an unterrichtete Christian Daller Sai und
Tonfa Techniken aus dem Kobudo. Nach einem kurzen Aufwärmen
oder vielmehr Auflockern nach der Mittagspause zeigte er
zunächst wie man das Sai richtig in Händen hält. Dabei
erklärte er auch die wichtigen Sicherheitsregeln beim Umgang
und Training mit Waffen. Im Anschluss ließ er die Teilnehmer
verschiedene Techniken mit dem Sai üben, wobei jeder die
Bewegungen basierend auf seinen bisherigen
Kampfsporterfahrungen aufbauen sollte. Die Teilnehmer
zeigten sich überrascht und fasziniert von der
Vielseitigkeit dieser Waffe.
Im Anschluss zeigte er auch die Grundlagen und Techniken mit
dem Tonfa, heute u. a. besser bekannt als Polizeistock.
Dabei hat er zunächst gezeigt, wie man Techniken, die die
Teilnehmer bereits beherrschen mit Hilfe des Tonfa noch
effektiver umsetzen kann. Daraufhin zeigte er noch einige
Trainingsmöglichkeiten sowie spezielle Techniken mit dem
Gerät. Dabei vertieften er und die Teilnehmer so sehr in das
Thema, dass Sie die Trainingszeit trotz mehrerer Stunden
Training zuvor noch überzogen und schließlich erst bemerkten
wie weit die Zeit vorangeschritten war, als die
Reinigungskräfte der Halle, in der die Veranstaltung
stattfand, schon im Raum standen.
Alle Teilnehmer zeigten sich begeistert vom Budoseminar und
den unterrichtenden Trainern, die ihre Themen mit viel
Sachkenntnis und auch einigem Humor behandelten. Hier bleibt
zu hoffen, dass das Jubiläumsseminar zum 20. Budoseminar gut
besucht und erfolgreich wird.
Christian Daller |