Am
10.12.2011 fand in Bayreuth der Waffenlehrgang der IAWO
unter Leitung von Shihan Wolfgang Gröger (Judan Kagyo Happo
Biken, 13. Dan Bujinkan Budo-Taijutsu) statt. Rund 30
Teilnehmer aus verschiedenen Teilen Deutschlands hatten sich
um Shihan Gröger versammelt, der als persönlicher Schüler
von Soke Dr. Masaaki Hatsumi (Bujinkan Honbu Dojo in Japan)
und international geachteter Budoexperte bekannt ist.
Inhaltlich konzentrierte Shihan Gröger das Seminar auf das
japanische Schwert. Dabei stellte er zunächst die aus den
alten Samuraitraditionen bekanntesten Schwerter Tachi,
Katana, Wakisashi (auch Shoto) und das Tanto (Messer) kurz
vor. Am berühmtesten ist aber wohl das Schwerterpaar Daisho,
welches als "groß und klein" übersetzt werden kann und aus
Katana und Shoto besteht und im japanischen Mittelalter nur
von der Samuraikaste getragen werden durfte.
Für die praktischen Übungen beschränkte sich Shihan Gröger
diesmal jedoch auf das Katana. Diese berühmte Waffe wird in
den verschiedensten asiatischen Kampfkünsten noch bis heute
verwendet und geniest als eine von wenigen soviel Ansehen,
dass sich auf der ganzen Welt zwei Budokünste, fast
ausschließlich mit dem Katana befassen, nahezu grenzenloser
Beliebtheit erfreuen. Gemeint sind das Iaido (die Kunst des
schnellen und präzisen Schwertziehens) und das Kendo (der
Schwertkampf), bei dem das Katana zwar durch das Shinai (Bamusschwert)
ersetzt wurde, die ursprünglichen Techniken mit Katana oder
Daisho jedoch die Basis dieser Budodisziplin bilden.
Shihan Gröger übte mit den Teilnehmern zunächst einige
Basistechniken aus dem Kenjutsu der 9 verschiedenen Ryu des
Bujinkan. Dabei ging es um das richtige Ziehen des
Schwertes, die wichtigsten Kampfstellungen und die daraus
folgenden sinnvollen Schnitte oder Stiche.
Dann ging er zum Partnertraining über, bei dem Shihan Gröger
eine Auswahl der Kampfstellungen und der damit verbundenen
Techniken verdeutlichen konnte. Schnell zeigte sich aber
auch, dass der Umgang mit dem Katana oft leichter aussieht,
als er tatsächlich ist. Aber unter der hervorragenden
Anleitung und sofortigen Korrektur konnten alle Teilnehmer
die Techniken üben und hatten so auch sichtlich viel Spaß
beim Training.
Nach der Mittagspause ging Shihan Gröger zum Muto-Dori (der
waffenlosen Abwehr von Schwertangriffen) über. Dabei
konzentrierte er sich auf einige traditionelle Kata aus der
Gyokko Ryu Koshijutsu (einer der 9 Ryu des Bujinkan
Budo-Taijutsu). Hierbei machte er immer wieder auf das
richtige Timing der Techniken aufmerksam. Auch das intuitive
Vorhersehen des Angriffs und das Reagieren, kurz bevor der
"tödliche Schlag" des Angreifers erfolgt, war Teil dieses
Seminars. Shihan Gröger demonstrierte dies mit seinem
Meisterschüler Kyoshi Ralf Kürschner (6. Dan), indem er sich
hinter ihn stellte und einen Schwerthieb ausführte, dem sein
Schüler, ohne den Angriff zu sehen oder zu hören, entkommen
konnte
(Videoclip). Im Bujinkan-Budo-Taijutsu ist diese Übung als
Sakki-Test bekannt und gilt als Prüfung zum 5. Dan. Nur wer
intuitiv reagieren kann, und sich im richtigen Moment so gut
entspannen kann, dass er nicht durch Gedanken oder äußere
Einflüsse blockiert ist, kann diese Prüfung bestehen. Es
bedarf vieler Jahre körperlichen und mentalen Trainings, um
dieses Ziel zu erreichen. Natürlich konnten bei dieser Übung
nicht alle Teilnehmer erfolgreich sein, aber es waren
bei einigen doch schon recht gute Ergebnisse sichtbar.
Letztlich betonte Shihan Gröger nochmals, dass es eben sehr
viel Übung braucht, bis man eine solche Aufgabe lösen kann,
aber da Intuition in der Natur des Menschen, wie auch in der
Natur der Tiere liegt, sie aber meist aus gesellschaftlichen
Gründen kaum noch Beachtung findet. Doch nur wer sich
seiner Fähigkeiten bewusst ist, kann diese auch nutzen.
Den Abschluss des Seminars bildete ein kleiner Schwertkampf
(Randori). Hierbei sollten jeweils zwei Teilnehmer
miteinander freie Schwertangriffe und Verteidigungen üben.
Dabei geht es aber nicht darum, zu gewinnen oder zu
verlieren, sondern vernünftig und gefahrlos Techniken
auszuführen, die sich gerade ergeben und nicht abgesprochen
sind.
Auch dieser Herausforderung konnten alle gerecht werden.
Mit einem kräftigem Applaus bedankten sich die Teilnehmer
nach Beendigung des Seminars bei Shihan Wolfgang Gröger, der
auch diesmal wieder mit seinen Fähigkeiten und Erfahrungen
überzeugte und begeisterte.
Ralf Kürschner, Shihan 6.Dan ATK und
Shidoshi-ho 4.Dan Bujinkan
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