
Eine besondere Herausforderung in der Kampfkunst stellt das
Verhalten und die Selbstverteidigung bei totaler Dunkelheit
dar. Hiermit hat sich der letzte Lehrgang des Verbands vor
den Sommerferien in eingehendem Maße beschäftigt. Es war
daher auch nicht verwunderlich, dass zu diesem hochaktuellen
Seminarthema viele Kampfsportler und Interessierte aus
mehreren Bundesländern als Teilnehmer in der Sportschule
Gröger begrüßt werden konnten.
Ungefähr 80 % der menschlichen Wahrnehmung erfolgt über das
Auge. Durch diese Dominanz des Sehsinns sind die anderen
Sinne im Verhältnis zu ihren bestehenden Möglichkeiten eher
unterentwickelt. Ziel des Lehrgangs war daher nicht nur das
Verhalten, verschiedene Bewegungsformen und eine effektive
Selbstverteidigung bei Dunkelheit zu praktizieren, sondern
auch die Wahrnehmung über die anderen Sinne, insbesondere
Gehör, Tast- und Geruchssinn, sowie insbesondere die
intuitiven Fähigkeiten zu optimieren.
Im Budo besteht hier der Bezug im Zusammenhang mit der
Technik Haragai. Beispielsweise spürte ein Ninja sofort bei
Betreten eines dunklen Raums durch seine hochentwickelten
Sinne und intuitiven Fähigkeiten, ob er in diesem Raum
alleine war.
Dieser Lehrgang wurde daher in einem schwarzen Raum, d.h.
einem speziell abgedunkelten Raum, durchgeführt, in dem kein
Lichtpunkt die Dunkelheit durchbrechen konnte, und erfolgte
somit unter wesentlich extremeren Bedingungen gegenüber
Dunkelheit bei Nacht.
Als Referent und Lehrgangsleiter für ein solch spezielles
und anspruchsvolles Thema gibt es nur eine Wahl: Wolfgang
Gröger, Präsident der IAWO, international renommierter
Trainer und Lehrgangsleiter, 13. DAN (Menkyo Kaiden Kagyo
Happo Hiken) Shihan Bujinkan Budo-Taijutsu (Japan), Shihan
12. DAN Goshin-Taijutsu (IAWO) und Inhaber weiterer hoher
Graduierungen. Neben dem Kampfsport und vielen anderen
Themen beschäftigt sich der Bayreuther Diplom-Ingenieur und
ehemalige Vizepräsident der Universität Bayreuth seit
Jahrzehnten intensiv mit dem Leben und der Kunst der Ninja
und deren intuitiven Fähigkeiten, dem Ishiki und dem
Sakkijutsu.
„Der höchste Grad der Konzentration ist die Entspannung“.
Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung des
Lehrgangs ist ein entspannter und somit konzentrierter
Zustand der Teilnehmer. Begonnen wurde daher mit speziellen
Atemtechniken über verschiedene Bauch- und Brustatmungen, um
diesen Zustand zu erreichen.
Das Erreichen und die Verbesserung der intuitiven
Wahrnehmung bildete den nächsten Bestandteil des Lehrgangs.
Diese wurden in verschiedenen, vielfältigen Varianten als
Partner- und Gruppenübungen durchgeführt.
Im Anschluss wurden verschiedene spezielle und lautlose
Bewegungsformen gelehrt und praktiziert, sowohl in
aufrechter als auch in gebückter und kriechender Haltung.
Danach erfolgte die Umsetzung des bislang Erlernten in dem
schwarzen Raum. Hier mussten die Teilnehmer bei Betreten des
Raumes zunächst über ihre Sinneswahrnehmung und Intuition
spüren, ob sie allein in dem Raum waren. Im folgenden Teil
mussten sie den Raum, in dem sich mehrere Fallen und Wächter
befanden, lautlos und ohne Kontakt zu Fallen und Wächtern
durchqueren. Den Abschluss dieser Lehreinheit bildete die
reaktionsschnelle, zielorientierte und effektive
Selbstverteidigung bei verschiedenen Angriffen aus der
Dunkelheit, sowohl im Stand als auch am Boden und teilweise
unter Zuhilfenahme von Alltagsgegenständen (z.B. Schlüssel).
Der begeisterte Applaus der Teilnehmer für das Seminar und
den Referenten bei Abschluss des Lehrgangs hat in besonderem
Maße verdeutlicht, dass dem Verband vor der Sommerpause ein
weiterer Höhepunkt in der außerordentlich erfolgreichen und
von den Teilnehmern besonders nachgefragten Lehrgangsreihe
gelungen ist.
Nach den Sommerferien des Verbands wird diese erfolgreiche
Lehrgangsreihe der IAWO mit einem Eskrima-Lehrgang am
06.09.2014 und weiteren Seminar-Highlights fortgesetzt.
Joachim Schweitzer Shihan 8. DAN
IAWO-Fachbereichsleiter Eskrima
(Mitglied der IAWO)
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